Borneo
Borneo
ist eine Insel im Indonesischen Archipel. Mit einer Fläche von 743.122 km²
ist sie nach Grönland und Neuguinea die drittgrößte Insel der Welt.
Politisch ist sie auf drei Staaten aufgeteilt: Im Norden liegen die beiden
malaysischen Bundesstaaten Sabah und Sarawak sowie das souveräne Sultanat
Brunei; der größere Südteil gehört unter dem Namen Kalimantan zu Indonesien.
Landschaft
Die Küste der Insel ist insgesamt 4.971 km lang, besitzt wenige Buchten und
ist durch Mangrovensümpfe relativ unzugänglich, woraus auch die schwache
Besiedlung resultiert. Die Oberfläche ist wenig gegliedert. Weite Teile sind
mit dichtem Urwald bewachsen.
Es gibt eine lange Bergkette, die sich vom Nordosten der Insel, dem Kap
Sampanmangio, bis zu ihrer südwestlichen Spitze, dem Kap Datu, erstreckt.
Die höchste Erhebung Südostasiens ist im Nordosten der Insel der Berg
Kinabalu, mit 4.095 m gleichzeitig der höchste Berg Südostasiens. Granit und
Schiefergebirge findet man insbesondere im Westen Borneos. Im Westen liegen
die Anambas-Inseln.
Im Osten von Sabah liegt Basilan und Mindanao, die südlichen Provinzen der
Philippinen.
Klima
Borneo hat ein ausgesprochen tropisches Klima mit hoher Luftfeuchtigkeit
(über 80%). Die Durchschnittstemperaturen schwanken zwischen 27,7 °C im Mai
und 26,7 °C im Dezember. Auf dem größeren südlichen Teil Borneos gibt es
keine ausgeprägte Regenzeit. Die mittlere Jahresniederschlagsmenge beträgt
3.000 bis 4.000 Millimeter. Der Norden hat zwei Regenzeiten, mit den
stärksten Regenfällen zwischen Oktober und März.
Flora und Fauna
Tierwelt
Bisher sind 221 Säugetierarten auf Borneo bekannt. Dazu zählen neben den
Orang-Utans auch Gibbons. Um den Schutz der Orang-Utans bemüht sich u.a. die
Borneo Orangutan Survival Foundation. Extrem selten ist das sehr scheue und
mit etwa 30 Tieren vom Aussterben bedrohte Sumatra-Nashorn. Der Nebelparder
ist die größte Katze der Insel. Auch die kleinen Malaienbären sind typische
Bewohner des Regenwaldes. Und nur auf Borneo kommt der Nasenaffe vor. Der
Nashornvogel ist nur eine von 622 bekannten hier vorkommenden Vogelarten.
Weiterhin kommen 400 Reptilien- und Amphibienarten vor, darunter die
Kapuas-Wassertrugnatter, die einzige bekannte Schlange der Erde, die
chamäleonartig ihre Farbe ändern kann und der Borneo-Taubwaran.
Auf Borneo haben laut World Wide Fund For Nature (WWF) erst kürzlich
Forscher eine neue Elefanten-Unterart entdeckt, den sogenannten
Borneo-Zwergelefant. Von diesem gibt es laut Schätzungen lediglich 1.000 bis
1.500 Exemplare. Laut einer Analyse der Zellen der Tiere und einem Vergleich
mit anderen asiatischen Elefanten könne widerlegt werden, dass sie von
Menschen nach Borneo gebracht wurden. Zugleich seien sie auch in ihrem
Verhalten relativ zahm und sanftmütig. Aufgrund der Klassifizierung als
eigene Unterart sprach der WWF dem Zwergelefanten die höchste Priorität
hinsichtlich seines Schutzes zu.
Der WWF wies in jüngster Zeit weitere bisher weltweit unbekannte Tierarten
nach - im Zeitraum von Juli 2005 bis September 2006 waren es 32 neue Arten.
Fische: 30 Arten, darunter ein Vertreter aus der Familie der Karpfenfische
mit dem Namen Paedocypris micromegethes, der in extrem sauren
Torfmoor-Gewässern der Insel vorkommt. Mit nur knapp einem Zentimeter Länge
gilt er nach dem auf der Nachbarinsel Sumatra beheimateten Mini-Fisch
Paedocypris progenetica als das zweitkleinste Wirbeltier der Welt.
Nachgewiesen wurde auch eine Wels-Art mit hervorstehenden Zähnen und einem
klebrigen Bauch, der es ihm erlaubt, sich in Stromschnellen an Felsen zu
haften, sowie sechs Kampffische, von denen einer eine schillernde blau-grüne
Markierung trägt. Amphibien: 2 Laubfroscharten.
Pflanzenwelt
Etwa 15.000 Arten von Gefäßpflanzen (Tracheobionta) sind auf Borneo
heimisch. Ein bedeutender Anteil hiervon ist endemisch, also nur auf Borneo
zu finden. Nirgendwo sonst auf der Welt gibt es mehr Orchideenarten als auf
Borneo. Über 750 Spezies wachsen allein an den Hängen des Kinabalu.
Allein in den Jahren 2005/2006 wurden auf Borneo 20 neue Gefäßpflanzen-Arten
entdeckt, die bisher weltweit unbekannt waren: 16 Ingwergewächse der Gattung
Etlingera, 3 Baumarten sowie eine weitere Pflanzenart aus der Familie der
Pfeilwurzgewächse.
Geschichte
Vom 15. bis zum 17. Jahrhundert wurden Teile Borneos vom malaiischen
Sultanat Brunei regiert. Danach wurde der nördliche Teil der Insel von dem
malaiischen Sultanat von Sulu kontrolliert (1473-1899), später erlangte die
Nord-Borneo-Kompanie die Macht. Die Gebiete, die zum Sultanat von Brunei
gehörten, kamen unter die Herrschaft der britischen Brooke-Dynastie.
Im frühen 19. Jahrhundert schlossen britische und holländische Kolonisten
ein Abkommen, nach dem sie Handelshäfen gegeneinander tauschten. Der
östliche Teil Borneos wurde holländische Kolonie, der westliche Teil kam
unter britische Herrschaft. China etablierte daraufhin Handel mit Borneo,
teilweise bis tief in das Inland.
Während des Zweiten Weltkriegs eroberten japanische Truppen Borneo (1941 bis
1945). Das malaiische Sultanat von Sambas in Kalimantan wurde aufgelöst.
Als am 31. August 1957 die Föderation Malaya in die Unabhängigkeit entlassen
wurde, gab es Pläne zur Ausdehnung der Föderation auch auf die noch unter
britischer Herrschaft stehenden Gebiete Singapur, Sarawak, Brunei und Sabah.
Diese wurden von Brunei am 7. Dezember 1962 zurückgewiesen. Die Philippinen
ihrerseits erhoben am 5. August 1963 rechtliche Ansprüche auf Sabah und
reichten Klage beim Internationalen Gerichtshof ein. Am 16. September 1963
stellte sich auch Indonesien gegen die Eingliederung von Sarawak und Sabah
in die Föderation und entsandte Freischärler in die betroffenen Gebiete. Die
Föderation Malaya wurde dennoch um Sarawak, Sabah und Singapur erweitert,
der so entstandene Staat wurde Malaysia. Brunei blieb britisches Protektorat
und wurde am 1. Januar 1984 unabhängig.
Bevölkerung
Borneo hat 15.721.384 Einwohner (Januar 2005) und damit eine
Bevölkerungsdichte von 16 Einwohnern pro km². Die Bevölkerung setzt sich
hauptsächlich aus Malaien, Chinesen und der unter dem Sammelbegriff Dayak
zusammengefassten Urbevölkerung der Insel zusammen. Die Mehrheit der Malaien
sind sog. Deutero-Malaien, sie kamen stammesgeschichtlich als Zweite aus
Asien über die Halbinsel Malaya.
Die Mehrheit der Bevölkerung in Kalimantan ist entweder muslimisch oder
praktiziert Animismus. Etwa 15% der Dayak sind durch Missionierung im 19.
Jahrhundert heute noch offiziell Christen.
Im Inneren von Borneo finden sich auch sammelnde und jagende Gruppen der
Penan, die ethnologisch zu den sog. Proto-Malaien gehören, Einwanderern der
ersten malaiisch-indonesischen Besiedlungswelle. In einigen
Küsten-Randbereichen sind auch Ansiedlungen der Orang Laut zu finden,
Meeres-Menschen, malaiisch-stämmiger sogenannter See-Zigeuner. Im Nordwesten
Borneos ist die Dayak-Volksgruppe der Iban mit etwa 710.000 Angehörigen
vertreten.
Wirtschaft
An Bodenschätzen gewinnt man Kohle und Erdöl. Hauptsächlich wird in der
Landwirtschaft Kopra, Sago und Kautschuk hergestellt. Im Südosten wird zudem
Pfeffer angebaut. Von großer Bedeutung ist die Holzwirtschaft
(Tropenhölzer). Die wenig kontrollierte Abholzung hat dazu geführt, dass die
indonesische Regierung auf internationaler Ebene in die Kritik geraten ist.
Nach der Abholzung des Dschungels entstehen riesige Monokulturen von
Palmöl-Plantagen.
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